Freimaurerloge in Hoya

Eine Freimaurerloge in dem kleinen Städtchen Hoya war schon 1786 verwunderlich und ist es auch heute. Die Loge ist schon etwas Besonderes.

Foto: Carlos Urban

Die Loge „St. Alban zum Æchten Feuer“ wurde 1786 in Hoya als Mitglied des „Eklektischen Bundes“ offiziell begründet. Das war insofern ungewöhnlich, weil der Eklektische Bund als besonders modern und aufgeklärt galt. Dieser Idee folgend wurde die Loge im Jahre 2005 wiederbegründet.

Die Loge besteht zurzeit aus etwa 30 Mitgliedern mit den unterschiedlichsten Berufen, Weltanschauungen, Altersgruppen, sozialen Herkünften und politischen Überzeugungen. Diese Mischung ist es, auch als „Gemeinschaft Ungleicher“ bezeichnet, die die Lebendigkeit einer guten Loge ausmacht und für einen umfassenden Meinungsaustausch sorgt. Bei allen unterschiedlichen Auffassungen besteht der gemeinsame Nenner in den fünf Grundüberzeugungen der Freimaurerei: Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit, Toleranz und Humanität.

Warum dieser Name?

Bei Wiedergründungen von Logen ist es üblich, den alten Namen der Loge zu übernehmen. Der Ursprung des Namens kann nur vermutet werden. St. Alban gab es mehrfach als Schutzpatron der Bauleute, beispielsweise in Mainz und in der Nähe Londons. Dort gibt es auch den gleichnamigen Ort mit der Kathedrale St. Albans, der in der Legendenbildung der Bauleute eine Rolle gespielt hat. Das “Æchte Feuer” dürfte sich darauf beziehen, dass man sich zum Ende des 18. Jahrhunderts, der Gründungszeit unserer Loge, insbesondere von okkulten Verirrungen und Auswüchsen der Freimaurerei lossagte und zu den Wurzeln der Freimaurerei, ihrem eigentlichen Geist, zurückkehrte.

Die Geschichte der Loge im Überblick

brief_patentIn den 1770-er Jahren bekommt der Arzt und Freimaurer Dr. Ellisen in Hildesheim ein Logenpatent angeboten, das er nach den freimaurerischen Regelungen zur Gründung einer Loge benötigt. Im 18. Jahrhundert boomt die Freimaurerei, Genehmigungen zum Betrieb von Logen werden verkauft und manche berühmte Zeitgenossen wie beispielsweise Cagliostro oder Casanova verdienen viel Geld mit dem Betrieb obskurer mystischer Gesellschaften oder illustren Hoflogen. Auch die Freude am Patent und dem Betrieb der Loge „Zum wahren und aechten Feuer“ währt für Dr. Ellisen nur kurz: Das für viel Geld erkaufte Patent erweist sich als wertlos, der das Schriftstück verkaufende vermeintliche Professor erweist sich als falsch, und zu allem Übel brennt er auch noch mit der Logenkasse und einem Darlehen durch.

Dr. Ellison verschlägt es nach Hoya. Hier gelingt es ihm, eine Loge unter fast gleichem Namen zu gründen und schließt sich dieses Mal der seriösen und fortschrittlichen Großloge des Eklektischen Bundes in Frankfurt an. Die Loge „St. Alban zum Æchten Feuer“ erhält im März 1786 das offizielle Patent aus Frankfurt und gilt mit diesem Tag als offiziell gegründete „vollkommene und gerechte“ Loge.

Bereits 1796 pausiert die Hoyaer Loge, weil zum Teil hochrangige und bekannte Offiziere, die in Hoya stationiert werden, eine sogenannte Feldloge, also eine Militärloge, gründen. Die Hoyaer Brüder freuen sich vermutlich über die Abwechslung und besuchen die Zusammenkünfte der Feldloge „St. Johannis zum Degen“, denen so berühmte Brüder wie Scharnhorst, Ompteda und andere militärische Größen der Zeit angehören.

1801 rücken die Truppen ab, die Feldloge löst sich auf und die Hoyaer Loge beginnt ihre Arbeit von Neuem. Sie schließt sich verschiedenen Großlogen an, ihre Entwicklung wird instabil und 1843 werden die Bücher geschlossen, die Loge wird für ruhend erklärt. Ihre Mitglieder zieht es in andere Logen, beispielsweise nach Bremen, Hannover oder auch in die 1815 gegründete Loge „Georg zum Silbernen Einhorn“ nach Nienburg.

Mit dem Ende der Hoyaer Loge ist das freimaurerische Leben im Gebiet der Grafschaft Hoya beileibe nicht beendet. Erstaunlich viele Männer aus der Region sind Freimaurer in den verschiedenen Logen geworden. Zudem gibt es etliche in der Region geborene Männer, die andernorts Mitglieder von Logen geworden sind, darunter so bekannte Namen wie Johann Beckmann, der als Erfinder der Technologie gilt; oder der Abenteurer Justus Erich Bollmann, dem der Schriftsteller Heinrich Albert Oppermann – auch Freimaurer und etliche Jahre in Hoya lebend – den Roman „Hundert Jahre“ gewidmet hat. Auch Bollmanns Vater, Freund von Alexander von Humboldt, war vermutlich Freimaurer. Mit anderen Worten: Hoya und Umgebung waren freimaurerisch alles andere als Provinz.

Im Jahre 2001 wurde ein Einwohner Hoyas in einer bremischen Loge zum Freimaurer aufgenommen. Am Tag seiner Aufnahme erfuhr er zufällig von der Existenz einer Loge in Hoya. Jahre später trug er sich mit dem Gedanken, diese Loge zu reaktivieren. Er konnte sowohl seine Loge in Bremen wie auch die Großloge in Berlin von der Idee überzeugen, fand die benötigten sieben Brüder Freimaurermeister, die laut Regeln der Freimaurer zur Gründung notwendig sind.

Am 27. Mai 2005 wurde die Loge zunächst als Tochterloge der betreuenden Bremer Loge „Roland zu den Alten Pflichten“ gegründet. Zwei Jahre später war auch diese Bewährunsgzeit erfolgreich absolviert und so erhielt die Loge im Frühjahr 2007 das Patent der Vereinigten Großlogen von Deutschland und ist seitdem eine nach den Statuten der Freimaurerei weltweit anerkannte “gerechte und vollkommene” Loge.

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