Was machen Freimaurer eigentlich in der Loge?

Spekulationen gibt es reichlich. Daran sind die Freimaurer nicht ganz unschuldig. Dabei ist alles ganz einfach, auf den ersten Blick unspektakulär und redlich.

Foto: Carlos Urban

Die grundlegende Aufgabe des Freimaurers ist zunächst einmal die Entwicklung der eigenen Persönlichkeit basierend auf den Grundsätzen Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit, Toleranz und Humanität. Die Loge bildet den Rahmen, um diese Werte zunächst einmal in der abgeschlossenen Gruppe einzuüben und zu fördern. Das wird erreicht durch Vorträge, Diskussionen, freundschaftliche Gespräche und einen besonderen Umgang miteinander, den wir als „brüderlich“ bezeichnen. Nicht zuletzt unsere rituellen Zusammenkünfte spielen in der Einübung und Verfestigung von Werten eine maßgebliche Rolle.

Damit ist die primäre Aufgabe einer Loge zunächst einmal erschöpft. Das mag zunächst banal erscheinen, wer sich aber über die Folgen Gedanken macht, die die Ausübung einer solchen Geisteshaltung in allen Bereichen des Lebens nach sich zieht, wird die Tragweite dieser Aufgabenstellung möglicherweise erkennen. Die Form ist unspektakulär, die Folgen sind es nicht. Freimaurerei, heißt es auch, ist Evolution, nicht Revolution.

Weitere Aufgaben können sich einzelne Mitglieder, Gruppen von Brüdern oder eine ganze Loge geben. Viele Logen, so auch unsere, sind nicht unwesentlich karitativ tätig und verbinden dies gern mit Kultur. Wir haben in der Vergangenheit beispielsweise viele Ausstellungen und Konzerte veranstaltet (siehe: Chronologie). Die wohltätigen Aufgaben sind zurzeit auf Menschen in der Region ausgerichtet, die in schicksalhafte Umstände gekommen sind und sich nicht unmittelbar selbst helfen können. Unsere Hilfen sind in der Regel diskret und werden nicht öffentlich publiziert. Sie sind, so viel soll hier gesagt sein, nicht unwesentlich.

Politisch oder weltanschaulich werden Logen nicht tätig, dazu sind die Anschauungen in der Bruderschaft viel zu unterschiedlich. Es ist aber jedem einzelnen Mitglied unbenommen, sogar erwünscht, sich in weiteren Organisationen gesellschaftlich oder politisch zu engagieren, sofern die fünf Grundprinzipien der Freimaurerei: Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit, Toleranz und Humanität, befolgt werden können.

Konkret sieht es so aus, dass die Brüder sich wöchentlich treffen. Es gibt “Bruderabende”, an denen in den Regel von einem Logenmitglied ein Impulsvortrag zu einem beliebigen Thema gehalten wird, über den die Brüder nicht länger als eine Stunde diskutieren. Nach dem gleichen Muster verlaufen Gästeabende, jedoch beschäftigen sich die Vortragsthemen in der Regel mit der Freimaurerei selbst. Nach den Bruder- oder Gästeabenden werden noch kurz organisatorische Dinge angesprochen, anschließend trifft man sich in zwangloser Runde.

Davon abweichend wird an einem Tag im Monat eine rituelle Zusammenkunft abgehalten. Der Ablauf folgt einem streng geregelten Zeremoniell und ist ein seinen Grundzügen in allen Logen der Welt sehr ähnlich. Rituelle Zusammenkünfte, die sogenannten Arbeiten, haben eine lange Tradition und wurden in allen Kulturen gepflegt. Unsere Arbeiten schaffen den Raum für Initiationen, metaphorische Wechselgespräche und symbolische Handlungen, Kontemplation und Konzentration auf eigene Erkenntnisse. Sie sind eine uralte westliche und weltliche Form der Entspannung und Meditation.

Leider wurde die Freimaurerei immer wieder von ihren Feinden verleumdet. Feinde waren immer diejenigen, die sich durch die Freiheitsideale, die neuen Ideen und das undogmatische Denken der Freimaurer bedroht sahen: engstirnige Religiöse, machthungrige Diktatoren. Zumindest in Deutschland sind die Freimaurer nicht ganz unschuldig an den Gerüchten, weil sie sich immer wieder erduldend und schweigend in ihre Logen zurückgezogen haben. Auch nach dem Krieg hat sich eine ganze Generation nicht an die Öffentlichkeit getraut und die nachfolgende hielt es für vornehme Zurückhaltung. Dabei war die Freimaurerei in ihrer Geschichte und bis heute in vielen anderen Ländern immer ein selbstverständlicher Teil der Gesellschaft. Erst seit zehn, fünfzehn Jahren kehren die Freimaurer in Deutschland in das Licht der Öffentlichkeit zurück, und das ist notwendig.

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