Der Autor des SPIEGEL-Bestsellers „Grundfarbe Deutsch“ sprach im Kulturzentrum Martinskirche und bewegte die Zuschauer im Raum und an den Monitoren.
Nach verschiedenen sogenannten „Salonabenden“ im Logenhaus und mehreren ausschließlich digitalen Salonabenden während der Lockdowns führte die Hoyaer Loge „St. Alban zum Æchten Feuer” zum zweiten Mal einen öffentlichen Abend im stilvollen Kulturzentrum Martinskirche durch, der gleichzeitig ins Internet gestreamt wurde. Die Loge hatte bereits etliche interessante Referenten mit zum Teil großem Publikum. Der Chirurg und Autor Dr. Umes Arunagirinathan dürfte das Publikum in besonderer Weise berührt haben. Zum einen lag dies an der Schilderung seiner bewegten Lebensgeschichte, aber auch an seiner sympathischen und bescheidenen Art.
Der Abend gestaltete sich in drei, eigentlich vier Teilen. Die angekündigte Lesung war deutlich kürzer als erwartet, dafür berichtete „Umes“, wie er zur Erleichterung vieler Anwesender genannt werden durfte, frei und ausführlich über seine verschiedenen Erlebnisse und Erfahrungen, der dritte Teil war das lockere und angeregte Gespräch mit dem Moderator Dr. Sven Dubbert, bei dem etliche Fragen aus dem Online-Chat eingestreut wurden. Gefreut hat alle Gäste der, wenn man so will, vierte Teil. Denn „Umes“ blieb noch eine Weile und führte viele Gespräche mit Besuchern und signierte gerne die vor Ort gekauften Bücher.
Der Referent begrüßte alle Gäste mit einem herzlichen norddeutschen “Moin, moin!” und sprach danach von seiner Kindheit in Sri Lanka während des Bürgerkrieges, von seiner traditionellen Verantwortung als ältester Sohn der Familie, der schon im Alter von zehn Jahren für das Einkommen der Familie mitsorgen musste. Als er zwölf Jahre alt wurde, drohte ihm die Einziehung als Kindersoldat. Um ihn in Sicherheit zu bringen, suchte seine Mutter einen Schlepper, der ihn binnen einer Woche nach Deutschland bringen sollte. Tatsächlich dauerte die Flucht acht Monate von Colombo über Singapur, Dubai, Togo, Ghana, wieder Togo, Benin, Nigeria und Spanien nach Frankfurt.
Rassismus hat keine Farbe, Rassismus hat keine Kultur, Rassismus hat keine Nationalität und Rassismus hat keine Sprache. Rassismus gibt es überall.
Dr. Umes Arunagirinathan
Als 13-jähriger unbegleiteter Flüchtling kam er nach Deutschland und fühlte sich fremd und unverstanden. Aber er fand auch Hilfe und er bemühte sich. Der schwierige Weg in einer Mischung von Ablehnung, Rassismus, Wohlwollen und Unterstützung sei hier kurz gefasst: Er kam in Hamburg auf eine Schule für Flüchtlingskinder, machte Abitur, studierte in Lübeck Medizin und ist heute Chirurg in einem Klinikum in Bremen. Darüber berichtete in vielen kleinen Geschichten, humorvoll, bewegend, pointiert. Mittlerweile hat er die deutsche Staatsbürgerschaft und setzt sich dafür ein, dass in Deutschland lebende Menschen, gleich welcher Herkunft, sich für das Land engagieren, in dem sie leben und dessen Vorzüge sie genießen.
Während des Vortrages und des nachfolgenden Gespräches hätte man im Raum die berühmte Stecknadel fallen hören können und sowohl die Gäste vor Ort als auch die Gäste im Chat äußerten sich begeistert. Wer den Vortrag noch sehen möchte, kann sich über die Website der Loge für die Aufzeichnung anmelden.