Unser dritter digitaler Salonabend am 30. April um 20 Uhr beschäftigt sich mit prekären Arbeitsverhältnissen im Billiglohnsektor, moderner Sklaverei in der Fleischwirtschaft und Leiharbeit. Unser Referent ist der streitbare Pfarrer Peter Kossen.
Die SÜDDEUTSCHE ZEITUNG nannte ihn respektvoll einen “Aufreger”, die ZEIT den “heiligen Peter der Schlachthöfe”. Wenn man ihn im Gespräch kennenlernt, kann man sich das gar nicht vorstellen. Der katholische Pfarrer Peter Kossen ist sehr freundlich, höflich, humorvoll und beinahe zurückhaltend. Es ist schwer vorstellbar, dass er vor Werkstoren protestiert und den Verantwortlichen unverblümt und ungeschönt die Meinung sagt. Peter Kossen hat erfahren, dass man für prekäre und entwürdigende Arbeits- und Lebensbedingungen nicht in Billiglohnländer in Osteuropa, Asien, Südamerika oder Afrika fahren muss. Man findet katastrophale Zustände vor der Haustür, beispielsweise in Kossens Heimatregion Vechta und Umgebung. Mit den Leiharbeitern haben die Arbeitgeber leichtes Spiel: sie können kein Deutsch, kennen ihre Rechte nicht und weil sie sich aus diesen Gründen nicht organisieren können. Kossen gründete den Verein “Aktion Würde und Gerechtigkeit”, der den “Lohnsklaven” bei der Durchsetzung ihrer Ansprüche helfen will.
Nicht nur in der Fleischindustrie, auf Werften, in Subunternehmen von Paketdienstleistern und auch bei den Saisonarbeitern auf Spargelfeldern findet man die “Wegwerfmenschen”, wie Kossen sie nennt, weil man einen Arbeiter, der nicht mehr funktioniert, einfach wegwerfe und durch einen anderen ersetze. Solche drastischen Worte erstaunen bei Peter Kossen, doch wenn man ihm zuhört, kann man kaum anders, als berührt oder wütend zu sein. Oder beides. In seinem Vortrag gibt er Einblicke in Situationen, die sich vor unseren Augen abspielen und uns doch verborgen bleiben.
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