225 Jahre Loge in Hoya und Umgebung

In den 1770-er Jahren bekommt der Arzt und Freimaurer Dr. Ellisen in Hildesheim ein Logenpatent angeboten, die er nach den freimaurerischen Regelungen zur Gründung einer Loge benötigt. Im 18 Jahrhundert boomt die Freimaurerei, Genehmigungen zum Betrieb von Logen werden verkauft und manche berühmte Zeitgenossen wie beispielsweise Cagliostro oder Casanova verdienen viel Geld mit dem Betrieb obskurer mystischer Gesellschaften oder illustren Hoflogen. Auch die Freude am Patent und dem Betrieb der Loge “Zum wahren und aechten Feuer” währt für Dr. Ellisen nur kurz: das für viel Geld erkaufte Patent erweist sich als wertlos, der das Schriftstück verkaufende Professor erweist sich als falsch, und zu allem Übel brennt er auch noch mit der Logenkasse und Darlehen durch.

Dr. Ellison verschlägt es nach Hoya. Hier gelingt es ihm, eine Loge unter fast gleichem Namen zu gründen und schließt sich dieses Mal der seriösen und fortschrittlichen Großloge des Eklektischen Bundes in Frankfurt an. Die Loge “St. Alban zum Æchten Feuer” erhält im März 1786 das offizielle Patent aus Frankfurt und gilt mit diesem Tag als offiziell gegründete “vollkommene und gerechte” Loge.

Bereits 1796 pausiert die Hoyaer Loge, weil zum Teil hochrangige und bekannte Offiziere, die in Hoya stationiert werden, eine sogenannte Feldloge, also eine Militärloge, gründen. Die Hoyaer Brüder freuen sich vermutlich über die Abwechslung und besuchen die Zusammenkünfte der Feldloge “St. Johannis zum Degen”, denen so berühmte Brüder wie Scharnhorst, Ompteda und andere militärische Größen der Zeit angehören.

1801 rücken die Truppen ab, die Feldloge löst sich auf und die Hoyaer Loge beginnt ihre Arbeit von Neuem. Sie schließt sich verschiedenen Großlogen an, ihre Entwicklung wird instabil und 1843 werden die Bücher geschlossen, die Loge wird für ruhend erklärt. Ihre Mitglieder zieht es in andere Logen, beispielsweise nach Bremen, Hannover oder auch in die 1815 gegründete Loge “Georg zum Silbernen Einhorn” nach Nienburg.

Mit dem Ende der Hoyaer Loge ist das freimaurerische Leben im Gebiet der Grafschaft Hoya beileibe nicht beendet. Erstaunlich viele Männer aus der Region sind Freimaurer in den verschiedenen Logen geworden. Wir sichten zurzeit die Mitgliederverzeichnisse der umliegenden Logen und stoßen auf erstaunliche Funde. Es gibt aber auch etliche in der Region geborene Männer, die andernorts Mitglieder von Logen geworden sind, darunter so bekannte Namen wie Johann Beckmann, der als Erfinder der Technologie gilt; oder der Abenteurer Justus Erich Bollmann, dem der Schriftsteller Heinrich Albert Oppermann – auch Freimaurer und etliche Jahre in Hoya lebend – den Roman “Hundert Jahre” gewidmet hat. Auch Bollmanns Vater, Freund von Alexander von Humboldt, war vermutlich Freimaurer. Mit anderen Worten: Hoya und Umgebung waren freimaurerisch alles andere als Provinz.

Im Jahre 2001 wurde ein Einwohner Hoyas in einer bremischen Loge zum Freimaurer aufgenommen. Am Tag seiner Aufnahme erfuhr er zufällig von der Existenz einer Loge in Hoya. Jahre später trug er sich mit dem Gedanken, diese Loge zu reaktivieren. Er konnte sowohl seine Loge in Bremen wie auch die Großloge in Berlin von der Idee überzeugen, fand die benötigten sieben Brüder Freimaurermeister, die laut Regeln der Freimaurer zur Gründung notwendig sind.

Am 27. Mai 2005 wurde die Loge zunächst als Tochterloge der betreuenden Bremer Loge “Roland zu den Alten Pflichten” gegründet. Zwei Jahre später waren auch diese Bewährunsgzeit erfolgreich absolviert und so erhielt die Loge im Frühjahr 2007 das Patent der Vereinigten Großlogen von Deutschland.

Die Loge “St. Alban zum Æchten Feuer” in Hoya hat in den sechs Jahren ihres Bestehens seitdem 30 Mitglieder gewinnen können, was angesichts der langwierigen Beitrittsprozedur recht viel ist. Auch in den nächsten Jahren wollen wir noch weiter wachsen.

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